Islam

 

Imam Hussain 1

 

I. Zur geschichtlichen Situation im Islam zur Zeit Hussains

 

1. Wir befinden uns in der Epoche nach dem Tode des Propheten Muhammad, gestorben 632. Da es keine für alle verbindliche Nachfolgeregelung gab, kommt es sehr bald zu Machtkämpfen um die Führung im Islam.

Muhammads erster Nachfolger als Kalif wurde Abu Bakr, sein engster Weggefährte, gest. 634. Ihm folgte Omar, der 644 ermordet wurde. Danach wurde Osman, einer aus der Sippe der Quraisch (Umajjaden), zum Kalifen gewählt. Doch auch er starb (656) durch Mörderhand.

 

2. Solange die Nachfolgefrage nicht für alle Muslime verbindlich gelöst werden konnte, mußte jeder Kalif mit seiner gewaltsamen Beseitigung rechnen, wenn es ihm nicht gelang, die verschiedenen religiösen Strömungen des Islam zu vereinigen sowie die z. T. blutigen Kämpfe der arabischen Stämme um die politische Macht zu beenden bzw. zu befrieden.

Mit Ali, dem Schwiegersohn und Vetter Muhammads, folgt nach Osmans Tod zum ersten Mal ein Mitglied aus der Familie Muhammads in diesem Amt. Leider fand auch er keine allgemeine Zustimmung unter den Muslimen, insbesondere nicht unter den Umajjaden, deren Anführer Muawija mit seiner Machtausübung nicht einverstanden war. Auch Alis Leben wurde gewaltsam beendet (661).

Seitdem herrscht für ca. 50 Jahre in Damaskus die Familie der Umajjaden mit Muawija an der Spitze über den politischen Islam, von 680 bis 683 dessen Sohn Yazid.

 

3. Dieses Kalifat spaltete endgültig den Islam in zwei Bekenntnisrichtungen (die sog. Sunniten und die sog. Schiiten). Die Parteigänger Alis (Schiat Ali) wurden erbitterte Gegner des Kalifats der Umajjaden, die sie für illegitime Usurpatoren des der Familie Muhammads vorbehaltenen Amtes der Führung des Islam hielten.

Denn die Anhänger Alis (vor allem aus dem Bereich Iraks und Irans stammend) waren und sind der Meinung, daß einzig die Angehörigen der Familie des Propheten berechtigt seien, das oberste religiöse und politische Amt in der Gemeinde der Muslime innezuhaben. Konkret heißt das, daß nach dem Tode Alis keine anderen Personen als nur seine Söhne mit Fatima, der Tochter Muhammads, sowie deren Enkel und Nachkommen, dazu bestimmt gewesen seien, diese Funktion zu übernehmen.

Faktisch sprachen sie sich damit für eine Familiendynastie aus, wobei sie der Überzeugung waren, daß das zum genauen Verständnis des Quran notwendige hermeneutische (prophetische) Wissen in Glaubensangelegenheiten vom Vater auf den Sohn bzw. die Söhne weitergegeben (Tradition) wurde. So ist Ali in den Augen der Schiiten der erste Imam, der von Anfang an als legitimer Nachfolger Muhammads vorgesehen war, und Hassan und Hussain sind in ihren Augen die von ihm noch kurz vor seinem Tod eingesetzten Imame II und III.

 

4. Damit bahnte sich ein folgenschwerer Konflikt um die Führung des Islam an, der nicht nur eine tiefe Glaubenskrise auslöste, sondern zur bis heute andauernden politischen und religiösen Spaltung des Islam führte.

Während jedoch Alis Sohn Hassan freiwillig 2 auf den Kalifenthron verzichtete und nicht gegen Muawija um das höchste Amt kämpfen wollte, war sein anderer Sohn Hussain bereit, seine Ansprüche zu verteidigen 3 und sie nicht kampflos dem machtgierigen Muawija-Clan abzutreten. Dabei verlor er allerdings in einer blutigen Schlacht bei Kerbela 680 sein Leben. Diese Schlacht und die Umstände, die zur Niederlage Hussains führten, haben bis heute tiefe Gräben zwischen Schiiten und Sunniten 4 aufgerissen.

 

5. Die spätere Entwicklung der schiitischen Glaubensgemeinschaft verlief ihrerseits nicht ohne gravierende Widersprüche und Gegensätze. So entstanden wegen unterschiedlicher Standpunkte in der Frage, wer von den Nachkommen Alis der beste Nachfolger wäre, ganz neue Gruppen wie die Zaiditen, die Ismailiten (von denen die Drusen abstammen) und die Zwölferschia. Die Schiiten des Iran gehören zu den Anhängern der Zwölferschia; man nennt sie auch Imamiten. Seit Schah Ismail, 1501-1523, ist der Schiitismus im Iran Staatsreligion. Auch in Irak, Syrien, Libanon, Türkei, Afghanistan, Indien und Pakistan sind Schiiten stark verbreitet.

 

 

II. Das Bild Hussains in der schiitischen Frömmigkeit

 

In schiitischer Glaubenssicht (Quelle: Kitab al Irschad) ist Hussain ein Mann von ausgezeichnetem, ja makellosem Charakter und als Märtyrer steht er im Mittelpunkt schiitischer Frömmigkeit.

 

In der Beurteilung seiner Bedeutung für die schiitische Frömmigkeit ragt hervor, daß die Liebe zu ihm (und seinem Bruder) gleichbedeutend ist mit der Liebe zu Muhammad selbst. Er und sein Bruder gelten sogar als lebende Beweise für die Gültigkeit der Religion, des Islam und für die Nation (gegenüber Judentum und Christentum), ohne daß dies näher erläutert wird. Sie sind gewissermaßen die Erben der Verheißungen bzw. Prophezeiungen, die der Prophet beiden und besonders Hussain auf ihren Lebensweg mitgegeben hat.

Nur bei Hussain verbindet sich diese Erhöhung ihrer Stellung aber auch mit konkreten Vorhersagen eines brutalen Todes.

 

1. Die Erzählung des tödlichen Kampfes Hussains um sein Erbe

 

Szene 1:

Tod des Usurpators Muawiya

 

Der Ausgangspunkt ist der Tod Muawiyas 680 in Damaskus. Hussain befindet sich in Medina. Yazid, der Nachfolger seines Vaters fordert Hussain zum Treueeid auf. Dieser aber lehnt ab, einen geheimen ja, aber keinen öffentlichen 5. Hussain reist nach Mekka.

 

 

Szene 2:

Einladung an Hussain nach Kufa

 

Empfehlung Suleimans ibn Surad in Kufa, Hussain einen Brief zu schreiben, der ihm Unterstützung für seine Ziele zusagt und gleichzeitig eine Kampfansage an Yazid beinhaltet. Darin wird aufgelistet, welcher Verfehlungen er sich schuldig gemacht hat. Weitere Delegationen machen sich zu Hussain auf und überbringen weitere Ergebenheitsadressen. Sogar von einer Armee ist die Rede, die für Hussain bereit steht, angeblich sogar 18000 Mann erfahren wir später. Hussain läßt diese Schreiben durch Boten überprüfen, um sich selber von der Richtigkeit dieser Ansagen zu überzeugen.

 

Szene 3: Kufa

 

1. Muslim ibn Aqil, den Hussain nach Kufa schickt, wird auf seiner Reise von Vorahnungen eines möglichen Scheiterns seines Vorhabens befallen. Der Vorwurf Hussains, er sei nur feige, ist ungerecht, denn es geht ihm in der Tat nicht um sich, sondern um das Schicksal Hussains. Als er dort schließlich eintrifft, wo die Schia des Ortes zusammenkommt, kann er sich von der Richtigkeit der in den Briefen gemachten Versprechungen und Absichtserklärungen überzeugen, und das teilt er auch Hussain mit.

Durch die häufigen Zusammenkünfte dort, wird der Gouverneur von Kufa auf das dortige Treiben aufmerksam und er warnt von der Kanzel herab (in der Moschee) davor, sich von „ihrem Imam“ Yazid und ihm abzuwenden. Da er jedoch keine Gewalt anwenden will, denunziert man ihn bei Yazid als Schwächling und ersetzt ihn durch Ubaidullah ibn Ziyad als Gouverneur von Kufa und Basra und beauftragt diesen, ibn Aqil aus Kufa zu töten oder mindestens zu vertreiben.

 

2. Die Ankunft ibn Ziyads in Kufa stiftet einige Verwirrung. Am nächsten Morgen läßt er bekanntgeben, daß jedem Anhänger Hussains in Kufa die Todesstrafe droht (Kreuzigung). Muslim ibn Aqil zieht vorsichtshalber in ein geheimes Versteck um. Mit viel List schleust er einen Spion bei den pro-Hussain-Kufiten ein, so daß er über alle Schritte dort informiert wurde. Durch Einschüchterung versucht er die Kufiten zu einem Kurswechsel zu zwingen. Aber es gelingt nicht immer: Hani ibn Urwa, bei dem ibn Aqil wohnt, wollte lieber sterben als seine Gastgeberpflichten zu verletzen. Das Ergebnis ist, daß er blutig geschlagen wird. Weil man ihn für tot hielt, kam es zu einer Demonstration durch die Sippe Hanis vor dem Gouverneurspalast, die sich aber schnell beruhigte, als man ihr versicherte, er sei noch am Leben. Auch ibn Aqil belagerte mit einem großen Reiter-Trupp aus 6 verschiedenen Stämmen den Palast, so daß die Situation für ibn Ziyad brenzlig wurde. Erneut gelang es ihm, die Initiative zu ergreifen und durch Androhung von Krieg und Strafmaßnahmen die Kufiter zu verunsichern, und etliche liefen aus Angst vor Repressalien zu Ibn Ziyad über. So bekam der Palast wieder Oberwasser und die Situation für Muslim ibn Aqil verschlechterte sich rapide. Zuletzt waren alle Anhänger Hussains verschwunden, bis auf eine kleine Gruppe. Nach kurzer Zeit war Aqil ganz allein. Daraufhin ist er weggeritten, um eine andere Bleibe zu suchen, wo er aber später ebenfalls verraten wird.

 

3. Ibn Ziyad ließ die Moschee nach Aufständischen durchsuchen, und da sie rein war, trat er selber, von einem Leibwächter geschützt, ein. Dann sprach er auf der Kanzel zur eingezogenen Bevölkerung, daß er nicht dulden werde, daß jemand ibn Aqil Unterschlupf gewährt. Bald darauf wird dieser gefaßt und schwer mißhandelt. Nun mußte er am eigenen Leib erfahren, daß die Leute sich von ihm und seiner Sache abgewandt haben. Interessant ist, daß sie jetzt mit denselben Worten wie vorher sagen können, daß sie „aufrichtig zu ihrem Imam“ stehen, nur vorher war es Hussain und jetzt Yazid. Als Muslim ibn Aqil abgeholt wird, kommt das einem Todesurteil gleich. Er kann noch sein Testament machen, bevor es im Palast zu einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung zwischen dem furchtlosen Aqil und Ziyad kommt über dessen blutrünstige Willkürherrschaft und die brutale Gewalt Yazids. Er, Ziyad, sei an Brutalität nicht zu überbieten und habe diesbezüglich die „meisten Neuerungen“ eingeführt. Sowohl er als auch Hani werden unmittelbar darauf umgebracht („Kopfabschneiden“). 6 Die Köpfe liefert Ziyad an Yazid ab mit einem Begleitschreiben, in dem er sein skrupelloses Vorgehen gegen dessen Feinde mit keinem Wort beschönigt. 7

 

Szene 4:

Hussains Reise von Mekka nach Irak, Richtung Kufa

 

1. Seine religiösen Pflichten erfüllt er während der ganzen Reise – zusammen mit seiner Familie und Getreuen – sehr gewissenhaft, auch wenn er in Mekka nur die Kleine Pilgerfahrt absolviert hat. Von der Ermordung Muslims weiß er bei Reisebeginn noch nichts. Ein Dichter teilt ihm mit, wie er die Einstellung der Menschen zu ihm einschätzt: mit dem Herzen für ihn, mit dem Schwert gegen ihn. Hussain antwortet darauf mit Sure 55, 29. 8 Es fehlt nicht an Warnungen, seine Reise fortzusetzen, weil sie ihn letztlich in die Vernichtung führen wird. Aber Hussain ist innerlich überzeugt, daß er richtig handelt, auch weil ihn sein Großvater, der Gesandte, in einem Traum darin bestärkte. Ein Brief Hussains an Muslim, in dem er sein baldiges Kommen ankündigt, wird abgefangen und zusammen mit dem Boten Ibn Ziyad übergeben. Dieser Bote sollte von der Kanzel herab Hussain als Lügner hinstellen, was er aber nicht tut, im Gegenteil: er hält eine flammende Rede für Hussain, ja er verflucht Ziyad und wird dafür umgehend umgebracht. 9

 

2. Unaufhaltsam zieht Hussain weiter nach Kufa. Er läßt sich von keiner Beschwörung, diesen Zug nicht länger fortzusetzen, irritieren, obwohl, wie man ihm klarzumachen versucht, die Umayyaden das Kalifat inzwischen als ihren Besitz ansehen und nicht nachgeben werden. Außerdem werde dieser Streit dem Islam großen Schaden zufügen. Er bleibt bei seinem Kurs, stellt es aber jedermann frei, ihm zu folgen oder auszusteigen. Außerdem erkennt Hussain, daß er vor seinen Feinden nicht davonlaufen kann, obwohl sie der Rache Allahs nicht entgehen werden. Gott werde sie demütigen, „so daß sie der erniedrigteste Teil unter den Nationen sein werden“ (293). Als jemand Dattelpalmen in der Ferne zu sehen meint, stellt es sich bald heraus, daß es die Speerspitzen von Lanzen sind, und von nun an werden sie von einer unerwünschten militärischen Eskorte unter Führung von al-Hurr aus Kufa begleitet und auf Schritt und Tritt überwacht. Aber auch in dieser angespannten Situation ist Hussain ganz menschlich um das leibliche Wohl von Mensch und Tier in seiner Umgebung mehr besorgt als um sein eigenes. Selbstverständlich versäumt er auch in dieser schwierigen Phase nicht die täglichen Gebete. Bei einer ähnlichen Gelegenheit wendet er sich an die Menschen, um ihnen zu sagen, daß er nur ihretwegen, aufgrund ihrer Bitte um Rechtleitung unter der Wahrheit gekommen sei. Und er erinnert sie zugleich daran, die ihm versprochenen Treueeide abzuleisten. Andernfalls werde er wieder umkehren. Was er erntet, ist aber nicht Zustimmung, sondern Schweigen.

 

3. Beim Gebet kommen er und al-Hurr zusammen. Am Ende des Nachmittagsgebets drückt Hussain den Anspruch des Hauses des Propheten Muhammad auf Führung aus (wilaya) gegenüber jenen, die diese Führung usurpiert hätten. Sie sind es, die die Gemeinde gespalten haben. Al-Hurr erfährt hier erstmals etwas von den Briefen, die Hussain aus Kufa erhalten hat. Al-Hurr ist selber gespalten. Einerseits verehrt er die Mutter Hussains, Fatima, andererseits ist er an seine Befehle gebunden. Was soll er tun? Er warnt Hussain, daß er, wenn er so weitermacht, in sein Verderben rennt. Aber Hussain weicht nicht zurück, denn er fühlt sich im Recht. Allah steht auf seiner Seite, und wer ihm die notwendige Hilfe verweigert, den läßt Gott nicht ungestraft, meint Hussain. 10 Es gibt noch eine Reihe von Episoden, die zeigen, daß die Geschichte auf zwei Ebenen abläuft, einerseits der rechtliche Kampf um die Führung des Islams, andererseits die Verkörperung zweier Modelle der Herrschaftsausübung: die gewaltbereite und die friedliche, auf Recht und Gerechtigkeit pochende.

 

4. Allmählich kristallisiert sich heraus, daß es für eine humane Lösung dieses Konflikts zu spät ist. Der Kampf wird auf der Seite der Feinde Hussains – obwohl im Kontakt mit Umar ibn Sad für einen kurzen Moment noch einmal Hoffnung auf eine verträglichere Lösung aufkommt – immer feindseliger und inhumaner geführt (Abschneiden von Wasser z. B.). Nun läuft alles darauf hinaus, daß Hussain Yazid den Treueeid ablegt – oder er ist des Todes. Genau dazu ist aber Hussain nicht bereit. Wir befinden uns jetzt drei Tage vor der Ermordung Hussains, wie berichtet wird. Der Countdown läuft. Hussain erkennt die Todesgefahr, in der er sich befindet, kann sich aber zu keiner anderen Strategie entschließen.

 

Szene 5:

Die Schlacht beginnt

 

1. Nach dem Nachmittagsgebet saß Hussain vor seinem Zelt, die Gegner rückten immer näher an seine Stellung heran. Doch er nimmt die Unruhe und die Kampfgeräusche gar nicht wahr. Er träumt, daß er schon bald zum Gesandten kommen wird. Irgendwie wirkt Hussain verstört. Seine Schwester weint. Hussain bittet Abbas (einen Bruder), nachzufragen, was diese Leute wollen… Als ob daran noch ein Zweifel bestehen könnte! Noch einmal bittet er um Zeit für das Nachtgebet, die ihm auch eingeräumt wird. Aber dann muß die Entscheidung fallen, entweder Unterwerfung oder Kampf bis zum bitteren Ende.

 

2. In einer Abschiedsrede bekräftigt Hussain noch einmal seinen Standpunkt, den Standpunkt der Ahl-ul-bait. Sein Hauptargument ist die „Ahnenreihe“. Jeder soll wissen, er ist der Enkel des Propheten, dessen Religion die Gegner angenommen haben. 11 In dieser Phase spielen sich in seiner Familie herzzerreißende Szenen ab.

Gleichwohl wird sehr kühl nach der besten Aufstellung im Lager Hussains gesucht, um gegen jeden Überraschungsangriff gesichert zu sein.

Unmittelbar bevor der Angriff startet, also im letzten Moment schließt sich Al-Hurr Hussain und seiner Kämpferschar an, weil er inzwischen weiß, daß er nur so seine Seele retten kann. Er bedauert Hussain gegenüber sein bisheriges Verhalten und dieser nimmt seine Bitte um Vergebung an.

 

3. Und nun beginnt der Kampf, zunächst wie in einer Kampfarena, Mann gegen Mann im Einzelduell. Wie in einem Heldenepos werden Gedichte zitiert. Dabei zeigt sich, daß die Kämpfer auf Hussains Seite den Gegnern überlegen sind. Doch dann ändern diese ihre Taktik und bringen ihre zahlenmäßige Überlegenheit ins Spiel. Dadurch fügen sie den Anhängern Hussains schwere Verluste bei, bis zuletzt einer nach dem andern den Märtyrertod stirbt. Beim Versuch, im Euphrat Wasser zu schöpfen, wird Hussain selbst von einem Pfeil im Hals getroffen. Schließlich sind von der ohnedies kleinen Streitmacht nur die Familienmitglieder übrig geblieben, und die sind gegenüber dieser feindlichen Übermacht praktisch wehrlos. So bleibt er als einziger übrig, wenn man den kranken Sohn Ali und die Frauen ausklammert. Sein aussichtsloser Kampf endet unter Schwerthieben, die ihn endgültig zu Boden strecken. Sein Kopf wird als Trophäe dem Gouverneur überbracht. Alles, was er bei sich hatte, Kleidung, Schwert, alles wird von den Soldaten eingesteckt und mitgenommen, als handelte es sich um Reliquien. Auch den Frauen riß man die Kleider vom Leib. Es war der Tag Aschura, als Umar, der feindliche Heerführer, den Kopf Hussains zu Ibn Ziyad sandte. Auch die übrigen Leichen wurden enthauptet, insgesamt 72. Als Umar alles geordnet hat und nach Kufa abgereist war, kamen trauernde Anhänger Hussains, verrichteten das Totengebet und bestatteten ihn und die übrigen Mitkämpfer und Märtyrer.

 

Szene 6:

Der Sieg Yazids, zwischen Beifall und Abscheu

 

1. Den Abgesang bildet die Auseinandersetzung Zainabs, der Schwester von Hussain, die gegen Ibn Ziyad heftige Beschuldigungen ausstieß. Auch Ali hält sich sehr tapfer vor dem Gouverneur. Trotz aller Wut begenügt sich Ziyad damit, den Triumph, daß Hussain besiegt ist – und damit den Sieg der Partei Yazids als eine Art Gottesurteil – , von der Kanzel herab zu verkünden.

Viele akzeptieren diese Sichtweise nicht, aber unterdrücken den Protest aus Angst vor Übergriffen. Einer wird von seinen Sippenangehörigen dem Greifkommando wieder entrissen, um nachts entführt und ermordet zu werden.

 

2. Als der Kopf Hussains bei Yazid eintrifft, ist er erschrocken. Die Geschichte, die ihm aufgetischt wird, faßt die Dinge falsch, zumindest einseitig zusammen. Yazid bemerkt dazu trocken, daß Hussain nicht unbedingt hätte getötet werden müssen, obwohl er selber den Auftrag dazu gegeben hatte. Gegenüber Ali, dem Sohn Hussains, rechtfertigt er sein Tun damit, daß der Vater die Verwandtschaftsbande zu ihm abgeschnitten und sein Recht auf das Kalifat bestritten hatte. „So hat Allah mit ihm gemacht, was du gesehen hast.“ Einen weiteren Zusammenstoß gibt es zwischen Zainab und ihm, als ein Syrer Fatima, ihre Nichte, zur Frau begehrte, was sie als unberechtigt zurückwies, und wenn er Muslim ist, weiß er das auch, meinte sie. Sie weist ihn durch ihre Worte über die Religion und woher sie kommt in die Schranken, so daß er plötzlich ganz still wird. Wie ein Pontius Pilatus schiebt er später die Schuld an diesem ganzen Desaster von sich weg auf andere und vor allem auf den Gouverneur ibn Ziyad, den er wahrscheinlich gern zum Sündenbock machen wollte.

 

3. Gewiß die politische Elite des Landes nimmt den Tod Hussains befriedigt zur Kenntnis, nicht aber die Stillen im Lande, die Anhänger Hussains und seines Rechts. Sie sind tieftraurig und erwarten, daß Gott diese Untat nicht ungesühnt läßt. Eines Nachts hören die Einwohner von Medina eine anonyme Stimme, die ihnen zuruft: „Alle Bewohner des Himmels, die Propheten, die Engel und die auf Allahs Weg Getöteten beten gegen euch, damit ihr bestraft werdet. Ihr seid verflucht durch die Zunge des Sohns Davids und anderer, Mose und des Statthalters des Evangeliums, Jesus.“

 

 

2. Ehrenbezeugungen für Hussain

 

Dabei spielt die Beziehung zum Großvater – seine Liebe zum Enkel – eine große Rolle. Schon der Großvater weist auf den späteren Tod Hussains hin.

Im wesentlichen sind es folgende Punkte:

 

1. Tituliert als „Säule des Paradieses“

2. Der Jüngere ist stärker als der Ältere (nach dem Engel Gabriel)

3. Ehrfürchtige Begrüßungen

4. Die Hervorhebung seines gewaltsamen Todes, die in mehreren Überlieferungen vorhergesehen wird, ebenso auch wer sein Mörder ist

5. Kosmische Veränderung bei seinem Tod (Rotfärbung des Himmels)

6. Die Anspielung auf Johannes den Täufer (Yahya ibn Zakkariyya)

7. Hussains Grab besuchen, dafür wird Paradieseslohn in Aussicht gestellt (obwohl es, anders als die Pilgerfahrt nach Mekka, nicht Pflicht ist)

 

3. Die Kinder

 

Siehe in Kitab al Irschad S. 339f.

 

Davon hat nur der ältere Ali überlebt, während der jüngere ebenso wie die anderen Söhne entweder vorher oder während des verlustreichen Kampfes mit seinen Feinden gestorben sind. Außer ihm haben noch die beiden Töchter überlebt.

Zwei Kinder hatten eine gemeinsame Mutter, die anderen vier Kinder hatten keine gemeinsame Mutter, jedes eine andere.

 

Für die schiitische Glaubensrichtung wären Hussains Nachkommen sowie die seines Bruders die einzig legitimen Nachfolger auf dem Kalifenthron und werden als Imame (IV bis XI geführt, der 12. Imam spielt eine besondere (quasi „christologische“) Rolle.

 

4. Quran-Stellen (Zitate im Text)

 

55/29

28/41

3/187-189

7/196

44/20

40/27

33/23

40/30,32

20/61

18/9 (nach Tilman Nagel wie auch Paret teilweise unverständlich)

57/22

42/30

 

 

III. Der Schiitismus – eine Religion des Martyriums? (Kritische Anfrage)

 

1. Neben wichtigen Gemeinsamkeiten mit den Sunniten, deren wichtigste die Anerkennung der allgemein als gültig rezipierten Textausgabe des Quran und die Sunna ist, gibt es auch wichtige theologische Unterschiede. So spricht die schiitische Gemeinschaft von zwölf Imamen als den einzig legitimen und religiös bevollmächtigten Nachfolgern Muhammads, wovon der zwölfte, Muhammad al-Mahdi, im Jahre 873/874 gar nicht gestorben, sondern in die „Verborgenheit“ eingegangen sei 12. Aus dieser Verborgenheit wird er eines Tages als der Mahdi (der von Gott Rechtgeleitete) wiederkehren, um die Gottesherrschaft aufzurichten und die Tyrannei der Verderber des Islam zu beenden. Solange seine Verborgenheit andauert, müssen bestimmte Gelehrte, wie die Ayatollahs im heutigen Iran, diese Lücke ausfüllen und die religiösen und weltlichen Angelegenheiten des Staates im Sinne des authentischen Islam überwachen, was jedoch für sie im Iran erst seit dem Sturz des Schahs wieder möglich geworden ist, denn unter der (teils weltlich, teils vorislamisch orientierten) Schahherrschaft Reza Pahlavis war nicht daran zu denken, und als Minderheit wurden und werden sie in den meisten anderen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens 13 von den Sunniten wegen ihrer vom Mehrheits-Islam abweichenden Theologie unterdrückt und teilweise sogar verfolgt.

 

2. Dem schiitischen Islam wird sowohl eine für philosophische Fragen aufgeschlossene Grundhaltung nachgesagt, als auch (im Gegensatz zu den meisten Sunniten) eine gewisse Nähe zu Mystik und Sufismus.

 

3. Wegen der eigenständigen Interpretation des Quran (aufgrund der imamatischen Hermeneutik) ist die Lehrentwicklung im schiitischen Islam nie abgeschlossen und kann durch neue Entscheidungen der höchsten Gelehrten stets weiter entwickelt werden.

 

4. Ein besonderes Andenken bewahrt der Schiitismus seinen Kämpfern für den Glauben. Die große Zahl von Glaubenszeugen (sg. schahid) hat im Laufe der Jahrhunderte zu einer ganzen Märtyrergeschichte geführt, ausgehend von Ali und besonders Hussain und seinen getöteten Mitkämpfern bis zu den vielen Opfern im Kampf um die Beseitigung des Schahregimes oder im Krieg gegen Irak 14 (1980-1988). Überhaupt ist die Opferbereitschaft im schiitischen Islam groß, und sie wird durch die jährlichen Gedenktrauertage (Aschura) aus Anlaß der Ermordung des Imam Hussain durch den Kalifen Yazid als ein wesentlicher Teil der eigenen Glaubenspraxis immer neu hochgehalten und in regelrechten Selbstgeißelungen nacherlebt, die z. T. auch als stellvertretend übernommene und erlittene Bußstrafen zu verstehen sind.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Schah seinerzeit sogar als „Jezid“ tituliert, also mit jenem Jezid (= Yazid) gleichgesetzt wurde, der den Schiiten seit jeher als der schlimmste Verbrecher 15 aller Zeiten gilt, wie übrigens das Streben nach Freiheit und volksdemokratischen Strukturen während der revolutionären Kämpfe im Iran 1978/1979 mit dem Namen Hussains verbunden worden war. Das religiöse Vorbild greift so als geschichtliches Deutungsmuster unmittelbar in die politischen Verhältnisse ein und kann so auch in Zukunft den Lauf der Geschichte verändern, wenn diktatorische oder säkularistische Machtstrukturen sich dauerhaft und zum Schaden des Glaubensgesetzes festzusetzen drohen.

 

5. Allerdings hat die Freiheit vor dem Glaubensgesetz eine Grenze. Freiheit ist in einem schiitisch-theokratischen Staat (wie das Beispiel Iran zeigt) letztlich nur dort positiv umsetzbar, wo sie die Regeln und Vorschriften des Glaubens im Sinne der schiitischen Vorstellungen respektiert und bejaht.

 

 

IV. Fazit und Ausblick

 

Der Schiitismus ist nach meinem vorläufigen Urteil nicht auf das Martyrium Hussains zu reduzieren, obwohl es frömmigkeitsgeschichtlich bei seiner Entstehung und Ausprägung eine große Rolle gespielt hat. Er stellt vielmehr eine komplexe religiöse Ausgestaltung der Möglichkeiten des Islam dar. Dabei geht es weniger um die bloße Observanz der Gesetze des Quran, sondern um ihre reflektierte Neuinterpretation und Verinnerlichung. Dazu dient auch die offensichtliche Integration gnostisch-neuplatonischer Denkstrukturen in das eigene Glaubenssystem. Entscheidend ist, daß die eigene Leidensgeschichte nicht ausgeblendet wird, sondern zentral im Kult um Imam Hussain und seine Ermordung thematisiert wird. Dadurch wirkt der schiitische Islam viel unmittelbarer und lebendiger auf die Persönlichkeit des Gläubigen ein, als dies eine reine Gesetzesreligion fertig bringt, die das Personsein des Einzelnen in erster Linie durch die Übernahme von Pflichten und Verantwortung prägt. Trotzdem erzeugt die schiitische Aneignung dieser Geschichte keinen a-politischen Persönlichkeitskult. Im Gegenteil bekommt der eigene, persönlich verantwortete Glaube gerade durch die Identifikation mit dieser Geschichte eine potentiell große politische Sprengkraft 16, sobald die Freiheit zum ererbten Glaubenszeugnis bedroht ist. Aber gleichzeitig verhindert die Verbindung mit einer pauschal wirkenden Schuldzuweisung an die Adresse des sunnitischen Islam eine Versöhnung beider Gestalten des Islam oder macht sie jedenfalls sehr schwierig, wenn sie überhaupt noch für notwendig gehalten wird. So findet der (offizielle) Islam auf absehbare Zeit vermutlich auch religiös keinen Ausweg aus der gegenseitigen Verurteilung und Unterdrückung der Positionen des jeweils Anderen.

Die theologisch relevanten Fragen werden m. E. in der Zukunft die folgenden sein: 1. Wie ist das Verhältnis von Staat und Religion zu bestimmen, insbesondere wieviel Demokratie verträgt eine Theokratie? Was ist das Herrscherideal und welche Funktion hat der Imam? Muß er der Staatsführung übergeordnet sein, oder kann er ihr als kritisches Korrektiv gleichgestellt werden? Kann ein Zuviel an Religion und religiöser Dominanz nicht auch zur Abwendung vom theokratischen Herrschaftsmodell, ja sogar zu Gegenbewegungen führen, angefangen von einfachem Frust bis zu latentem Widerstand? 2. Kann die gemeinsame Anerkennung des Quran einen Beitrag dazu leisten, daß die bisher dominierende Bekenntnisfrage 17 (wobei überspitzt gesagt, der schiitische der richtige, der sunnitische dagegen der falsche Islam ist), zugunsten einer breiteren Beschäftigung mit der Problematik eines interreligiösen Dialogs zurückgedrängt wird, der vor allem hier in Europa auf den Islam zukommt 18 und auf den er mir noch nicht ausreichend vorbereitet erscheint 19, wobei sich hier zusätzlich die Frage missionarischer Werbung gegenüber der nichtislamischen Umwelt stellt 20? 3. Vielleicht am wichtigsten: Wie wahrheitsfähig ist Religion im allgemeinen wissenschaftstheoretischen Diskurs; wie gründlich prüft der schiitische Islam seine eigenen Glaubensgrundlagen? Was ist authentisch, welche Überlieferungsbildung ist durch bestimmte Interessen geleitet entstanden oder sogar bloß legendarischer Herkunft?

Hier liegen nach meinem derzeitigen Verständnis in der Zukunft die eigentlichen Aufgaben für den Schiitismus und den Islam ganz allgemein, auch und gerade was die persönliche Identitätsbildung in einer nichtschiitischen, ursprünglich stark christlich geprägten Umwelt angeht.

 

 

Pfr. i. R. Wolfgang Massalsky, 9. 12. 2017

 

 

Quelle/Sekundärliteratur:

Scheich Al Mufid, Kitab al-Irschad, aus dem Arabischen übersetzt von Fatima Özoguz, 2. Auflage 2008

Tilman Nagel, Der Koran, 1983

R. Paret, Der Koran mit Kommentarband, TB 1993

H. Gätje, Koran und Koranexegese, 1971

Christiane Rajewsky, Der gerechte Krieg im Islam, in: Der gerechte Krieg: Christentum, Islam, Marxismus, Redaktion R. Steinweg, 1980, S. 13-71

P. Gerlitz, Art. Martyrium I (Religionsgeschichte), in: TRE Bd. XXII, 1992, 196-202

Abdussamad Clarke, Eine neue Sicht auf die Umaijaden, Islamische Zeitung, Januar 2017, S. 11, fußend auf Jalal ad-Din as-Suyuti, History of the Umayyad Caliphs, 2015.

G. Konzelmann, Die großen Kalifen,1988

1 Für Hussain gibt es in der Literatur verschiedene Schreibweisen: üblich sind Husayn, Husain, Hussain. Hier wird die letztere verwendet.

2 Genauer gesagt, hatte Hassan einen Vertrag geschlossen, in dem er seine Rechte an Muawija abgetreten hat. Den Abschluß dieses Vertrages hat er sich anscheinend teuer bezahlen lassen. Daß die beiden Brüder in allen politischen Fragen an einem Strang zogen, darf bezweifelt werden, da sie charakterlich offenbar sehr verschieden waren: Hassan gilt als „bequem“ und genoß seine hohe Apanage, während Hussain das Verhalten seines Bruders als „Verrat am Erbe des Vaters“ verurteilte (vgl. Konzelmann, S. 102f.)

3 Obwohl sein Bruder Hassan schon 670 ermordet worden ist, tut er dies jedoch erst 10 Jahre später nach dem Tode Muawiyas. Zwar wird er in schiitischer Zählung seit Hassans Tod bis zu seinem eigenen Tod als Imam III geführt, aber als Chef der Schia-Partei war er zu schwach, um Muawiya zu gefährden.

4 Wobei von schiitischer Seite weniger der Glaube der Sunniten als solcher kritisiert wird als die damalige (Unrechts-) Herrschaft der Umayyaden. Aber auch diese Denkweise wird von sunnitischen Kreisen zurückgewiesen: „Indem die Umaijaden in ihrer Gänze verleumdet werden, entsteht eine Lücke in der Überlieferung der Zeit der Prophetengefährten und ihrer direkten Nachfolger. Dies stellt … die gesamte Angelegenheit einer islamischen Herrschaft in Frage. … Es ist einleuchtend, daß diese These unhaltbar ist.“ (vgl. die monatlich erscheinende „Islamische Zeitung“ vom Januar 2017, S. 11)

5 Wenn es so war, könnte das vielleicht mit der oft zitierten schiitischen Verstellungstaktik (Taqiyya) erklärt werden. Nach anderer Interpretation des Textes soll es sich jedoch umgekehrt verhalten haben. Nur ein öffentlicher Treueeid wäre akzeptabel gewesen, kein geheimes Abkommen ...

6 Beide werden offenbar von der Schia sehr verehrt, umso mehr als um sie herum nur noch Feiglinge und Mitläufer zu sein schienen.

7 Zur Chronologie der Ereignisse (bezogen auf Ibn Aqil und Hussain) siehe S. 292.

8 Es gibt Episoden, die für den Gang der Handlung weniger wesentlich sind, die übergehe ich hier.

9 Eine andere Überlieferung berichtet, man habe ihm die Kehle durchgeschnitten, um seine Leiden zu beenden.

10 Das Besondere an diesen Überlieferungen ist, daß Hussain zwar auf seinem Recht besteht, ja sich sogar vom Propheten selbst auf den Weg gebracht weiß, andererseits aber doch permanent bis in seine Träume hinein, mit seinem Tod konfrontiert ist, den er als Preis für dieses Recht erleidet. D.h. doch wohl, daß die weltliche Wiederherstellung der Rechte des Ahl-ul-bait gegenüber seinem Tod sekundär ist: Sein Tod im Kampf um dieses Recht, das Imamat zu führen, ist der eigentliche Kern, das Siegel seiner Mission. So verliert das Umayyadenkalifat im doppelten Sinne seine Rechtfertigung. Es vergreift sich am geliebten und zum legitimen Nachfolger bestimmten Enkel des Propheten und etabliert sich so zugleich für alle Zeiten als Unrechtsregime.

11 Manchmal wirkt diese Argumentation fast so, als sei diese Religion nur in ihren Händen richtig verwaltet und gelebt, als sei sie eine Art Familienerbstück.

12 Dabei wird von einer kleinen und einer großen Verborgenheit gesprochen, letztere beginnt 941.

13 Wobei sich die Situation im Irak für die Schiiten ja auch völlig geändert hat.

14 So heißt es zum Thema Selbstaufofpferung, daß „die jungen iranischen Freiwilligen (sc. in diesem Krieg) ganz bewußt dem Prophetenenkel Husayn folgen wollten...“ (TRE 22, 200)

15 Für seine Verdammung gibt es in den Überlieferungen sogar eine besondere Abkürzung.

16 Auch eine erhöhte Sensibilität für jede Form von Unterdrückung des eigenen Glaubens ist schon als Ausdruck seiner politischen Wachsamkeit zu bewerten. Sicher hat es aus Angst vor Entdeckung immer auch irrationale Formen der Selbstverleugnung und des Versteckspiels gegeben, um der (sunnitischen oder säkularen) Mehrheitsgesellschaft keine Angriffsfläche zu bieten, wozu eine bestimmte Glaubenserziehung auch Vorschub geleistet hat.

17 Die, wie der derzeitige Krieg im Jemen zeigt, auch als politische Machtfrage zu verstehen ist.

18 Aber eben auch in den islamischen Ländern selbst dringend geboten ist, wenn er international glaubwürdig sein will.

19 Siehe die Konfliktfelder: individuelle Freiheit, Religionsfreiheit, Bekenntnisbindung, Moscheeverband als Körperschaft öffentlichen Rechts, Anerkennung und Schutz von Minderheiten und Selbstbestimmungs-recht.

20 Hier sind die folgenden Aufgaben und Themen zu bedenken: Quran-Auslegung und ihr Verhältnis zur Bibelauslegung, Menschenbild, religiöse Wertebildung im säkularen Staat mit seiner Gesellschafts- und Staatsphilosophie.