Innen- und Außenperspektive
Aus welcher Sicht ist der Islam richtig gesehen ?
Innen-und Außenperspektive
A. Einleitung: Vorüberlegungen/Ausgangspunkte
1. Grundsätzlich ist das kein neues Problem. Sowohl in der Ethnologie als auch in der Missionswissenschaft ist dieses Problem längst bekannt. Man spricht dort von „teilnehmender Beobachtung“.
Gemeint ist ein Mittleres zwischen der von Geburt an bestehenden „Teilnahme“ am Innenleben einer Lebens- und Glaubensgemeinschaft in ihren verschiedenen Dimensionen einerseits und der bloßen „Beobachtung“ dieses Lebens von außen oder gastweise seitens der Ethnologen oder Missionswissenschaftler andererseits, die dort nur für eine gewisse begrenzte Zeit mitleben, um dieses Leben zu studieren, oder um es kontrollieren zu können, solange sie dort in irgendeiner Funktion zu tun haben: in der Kolonialzeit waren es in erster Linie Kolonialbeamte, Soldaten, Ärzte und vor allem Missionare. Heute sind es überwiegend Entwicklungshelfer, Korrespondenten, Geschäftsleute, Reisende und Touristen, die (neben den von den Staaten entsandten Botschaftern) auch als eine Art Botschafter – Botschafter des guten Willens – , darüber berichten können, was sich in diesen fremden Kulturen und Ländern ereignet, soweit es für sie und für uns interessant ist.
Aber dieser Blick von außen auf die Menschen einer fremden Welt muß nicht immer nur auf das Exotische und Merkwürdige fixiert sein, er kann durchaus mit Sympathie und Verständnis für diese Menschen und ihre eigenartigen Lebensverhältnisse verbunden sein und, je nachdem wie ihre Lage ist, sogar das für uns daran Vorbildhafte zum Thema machen, z. B. ihre Formen des Umgangs mit der Natur. Andererseits sehen wir mit Erschrecken, wie erbarmungslos sie oft den unberechenbaren Naturgewalten ausgeliefert sind. Freilich ändert sich ihre Welt immer mehr durch die Globalisierung, so daß sich unsere und ihre Welt (bis auf einige Exklaven in Südamerika oder Indonesien und Afrika) immer mehr angleichen (von außen gesehen).
Teilnehmende Beobachtung, das ist mehr als bloße Beobachtung wie durch ein Fenster in Nachbars Wohnung; es ist keine Bespitzelung, sondern dauernde Anwesenheit wie bei einem Familienmitglied, Mitleben, nicht selten auch Mitarbeit, Gespräch, Bitte um Erklärungen (Übersetzungen), – aber eben nur für eine bestimmte Zeit, nicht für immer. Man trennt sich also wieder und wird sich vielleicht nie wieder sehen. Der Ertrag solcher Beobachtung fand oft in den Büchern der Ethnologen, Missionare und Anthropologen seinen Niederschlag. Ob sich die Beobachteten darin wiedererkannt hätten, ist freilich eine andere Frage.
Einschub: Persönliche Erfahrungen, die ich in diese Debatte einbringe
Mir wurde persönlich während intensiver Unterredungen über Fragen des Glaubens im Iran (2018) immer wieder versichert, daß man im großen und ganzen denken könne was man wolle, weil der Islam niemandem das Recht zu eigenem Denken bestreitet, und daran ändere sich auch nichts, sobald man ihren Glauben teilt und sich zu ihm bekennt, sofern man seine Grundwerte beachtet. 1 Freilich ist das Verhältnis von Glaube und Freiheit nach meinen Beobachtungen nicht so eindeutig zu bestimmen. Das eine sind die öffentlichen Äußerungen, wenn man von den Sichtweisen der Religionsprofessoren (Geistlichen) ausgeht, die in dieser Gesellschaft vorherrschend sind. Das andere sind private Äußerungen, wenn man sich in einem vertrauten Kreis aufhält und unbeobachtet weiß. Zudem verbirgt die Wahrung der offiziellen Sprachregelungen nicht selten sehr geschickt die individuellen Abweichungen der eigenen Lebensentwürfe von der allgemeinen Doktrin, und was den persönlichen Glauben angeht, so löst die Frage danach manchmal eher Verwunderung aus, weil der „private“ Glaube und der „offizielle“ Glaube stets für identisch gehalten werden, u.z. weil es gar keinen anderen geben könne, als den, der allen gemeinsam ist. Trotzdem sind jedenfalls die Glaubenshaltungen, die ich kennengelernt habe, nicht alle normativ gleich ausgerichtet gewesen, zumal bei den beruflich oft sehr unterschiedlichen Karrieren, und darin zeigt sich in der Regel ein mehr oder minder großes Maß an (Glaubens-) Freiheit, auch wenn sie persönlich das so nicht gelten lassen würden! Aber schon die Toleranz, sich mit Andersgläubigen in ein intensiveres Gespräch über die hier anstehenden Fragen einzulassen, bringt ja nicht jeder auf. Und das wird auch immer so bleiben, solange (persönlich gelebter) Glaube nicht mit ideologischer Gleichschaltung verwechselt wird. Umgekehrt gibt es auch mancherlei Gleichgültigkeit gegenüber Glaubensfragen und gleichzeitig ein stramm an den staatlichen Vorgaben ausgerichtetes politisches Verhalten. Offene Ablehnung des Systems ist dagegen eine Seltenheit. Daran ändern auch gelegentliche Straßenkrawalle mit demonstrativ auflehnendem Charakter nichts, die zwar ein bestimmtes staatliches Verhalten, aber nicht automatisch auch den gemeinsamen Glauben ablehnen. In alltäglichen Gesprächen habe ich gelegentlich ziemlich kritische Urteile über die allgemeinen Verhältnisse äußern gehört und eine interessierte Aufgeschlossenheit für Informationen aus dem Westen und besonders aus Deutschland gespürt, Äußerungen, die jedenfalls eine große Meinungsvielfalt zeigen und die den unseren (mit unserer Außenperspektive) oft ähnlich sind.
Wir handeln aber nicht recht, wenn wir uns nur an solchen freizügigeren Urteilen orientieren und ihre Begründungen zu den unseren machen, um die Richtigkeit unserer Außenperspektive beweisen zu können. Vielmehr haben wir auch die Pflicht wahrzunehmen, daß hier wie überall auf der Welt ein gemeinsamer Feind (hier bes. Amerika) die Menschen trotz aller Differenzen (egal ob politischer oder religiöser Art) immer wieder zusammenschweißt und daß man die Zugehörigkeit zu seiner Gemeinschaft nicht so ohne weiteres bereit ist, öffentlich in Frage stellen zu lassen, selbst wenn es erhebliche Differenzen gibt. Andererseits muß auch festgestellt werden, daß der von Muslimen (insbesondere von amtlichen Vertretern der offiziellen Institutionen) an die eigenen Verhältnisse angelegte Maßstab, der die eigenen Widersprüche in apologetischer Absicht schönredet oder sogar überspringt, nicht der einzig richtige sein kann.
B. Hauptteil I: Wie sich mir das Problem von Außen- und Innenseite darstellt
2. Wenn in unserem Zusammenhang von der Innen- und von der Außenperspektive die Rede ist, scheint es sich um dasselbe Phänomen 2 zu handeln.
Was der Sozialwissenschaftler am Leben in muslimischen Gemeinschaften beobachten kann, ist das, was ihn bzw. uns an ihnen interessiert. Unser Blickwinkel entscheidet darüber, was dort wichtig ist. Die Beobachteten können sich nicht dagegen wehren, wie sie gesehen werden, es sei denn sie haben Einfluß auf unsere Beurteilungen (in der Feldforschung), indem sie uns zeigen, was für sie wichtig ist. Unsere Resultate werden jedenfalls umso ehrlicher und objektiver sein, je mehr wir ihr Selbstbild berücksichtigen, nämlich wie sie sich selber sehen bzw. wie sie gesehen werden wollen, d.h. wenn wir ihr eigenes Bild von sich und der Bedeutung, die sie für ihre Umwelt und Nachbarschaft haben, in unsere Betrachtungen und Überlegungen einbeziehen.
3. Wenn uns die direkte und lebenslange Teilnahme an ihrem Leben nicht möglich ist, dann ist das beste, was wir leisten können, die reflektierte Beobachtung, die aus Teilnahme und Verständnis erwächst und das ganze Gegenteil einer ideologischen Abwertung oder gar Blindheit gegenüber den Besonderheiten ihres in mancher Hinsicht uns sicher fremden Lebens ist. Reflektierte Beobachtung kann vielleicht sogar dazu führen, durch Vergleich der unterschiedlichen Lösungen auf ähnlich gelagerte Probleme des Daseins der eigenen Mängel gegenüber den Vorzügen der jeweils anderen Seite (z. B. was Naturnähe oder rationale Organisation anbelangt) gewahr zu werden. Andererseits müssen auch die Grenzen solcher Vorgehensweisen beachtet werden. Was dort oft nur Notbehelf oder Gewohnheit ist, kann darum bei uns nicht ohne weiteres als Vorbild für notwendige Innovationen in bezug auf Renaturierung o.ä. hingestellt werden.
4. Solche reflektierte Beobachtung verlangt im Gegensatz zu Geertz‘ Behauptung 3, daß eine solche unmöglich sei, ein hohes Maß an Distanz gegenüber den eigen Vorurteilen, Vorlieben, aber auch den eigenen Schwächen gegenüber inbezug auf die Fragen, um die es hier geht. Nur so können unsere Beobachtungen einen echten Zugang zu jener fremden Welt (und Wahrheit) vermitteln, der mehr bietet, als nackte Zahlen über die (wirtschaftlichen) Leistungsbilanzen einer untersuchten Gemeinschaft oder Gesellschaft und der (positivistische) Objektivitätswahn unserer Zeit verraten können. Letzterer suchte in der Vergangenheit deshalb sogar häufig das Subjekt Mensch als wesentlichen Faktor in der Struktur gesellschaftlicher Verhältnisse wie einen Störfaktor auszuschalten, weil es dem positivistischen Ideal objektiver Wissenschaft entgegenstand.
5. Dieser (selbstkritische) Maßstab einer teilnehmenden und reflektierten Beobachtung erlaubt darum, eine fremde Gesellschaft wenn nicht völlig objektiv, so doch objektiver zu beurteilen, als wenn man nur auf (angeblich) objektiv meßbare Zustände und Ereignisse (Statistiken) blickt. Allerdings scheint es ein unüberwindbares Problem bei der Beurteilung fremder Kulturen zu geben: Welchen Wert hat dieser Beurteilungsmaßstab dann, wenn man den hinter der gesellschaftlichen Außenseite dieser Kulturen vorhandenen Glauben (als ihr Herz), sofern man ihn durch teilnehmende Beobachtung kennen und verstehen gelernt hat, nicht teilen und nachvollziehen kann, eventuell sogar für eine Art Aberglauben hält, und das aus keinem anderen Grund, als weil man einen anderen Glauben als sie hat, den man ja im Kontakt mit Vertretern fremder Kulturen nicht einfach suspendieren kann? Wird ein auf dieses Problem aufmerksam gewordener Vertreter dieser „beobachteten“ Gesellschaft nicht spätestens an dieser Stelle sagen, daß er durch einen „Ungläubigen“ (bzw. Andersgläubigen) gar nicht richtig beschrieben und erfaßt werden kann? Damit wären wir wieder am Anfang. Nämlich, daß man von außen, auch wenn man sich um eine Binnensicht bemüht, den anderen nicht wirklich verstehen kann. Wenn diese Zurückweisung 4 wirklich (definitiv) zu akzeptieren ist, kommen wir im Prinzip im Einander-Verstehen-lernen nicht weiter. 5
Wer sich damit nicht abfinden will und darin nur eine Schutzbehauptung sieht, um unangefochten bleiben zu können wie man immer war, muß das innerste Herz des Islams, sein Volumen und sein Potential untersuchen, um ermessen zu können, was bloß reaktionäre Verteidigungsstrategie ist und was zukunftsorientierter Verzicht auf vordergründige Anpassungen an die jeweilige Gegenwart unter teilweiser Aufgabe der eigenen Glaubenssubstanz ist, der es zu wehren gilt, wenn man sich als Kultur nicht selbst aufgeben will, insbesondere wenn man in fremden Ländern in der Diaspora-Situation lebt.
B. Hauptteil II: Schwerpunkte der wissenschaftlichen Diskussion. Kritischer Überblick
6. Nach diesem etwas allgemeinen Überblick über meine Sicht einer angemessenen Perspektive für die Beurteilung der Lebensfragen einer islamischen Gesellschaft in der europäischen, speziell deutschen Diaspora, wie ich sie in etwas abgewandelter Form auch im Heimatland des schiitischen Islam kennenlernen konnte 6, möchte ich ergänzend die Sichtweisen in der deutschen professoralen Diskussion (2011/2012) zum Verhältnis von IW und IT darstellen:
(1) Die IW hat sozusagen die Außenperspektive, die IT bürgt für die Innenperspektive 7; die eine hat die Beobachterrolle inne, die andere die teilnehmende Rolle. Ein Mitspracherecht in den Angelegenheiten der jeweils anderen Disziplin wird abgelehnt, obwohl man gegenseitige Stellungsnahmen ja nicht prinzipiell verbieten kann, zumal die IW ihre eigene Stellung an der Universität für unangefochten hält, während die IT aus ihrer Sicht eigentlich nicht dahin gehört.
(2) Diese Sicht der Perspektiven auf den Islam kann auch als „bekenntnisneutrales“ und „bekenntnishaftes“ Arbeiten an den Problemen des Islam aufgefaßt werden.
(3) Für beide Sichtweisen gibt es auch wissenschaftstheoretische Argumente, wobei viele IW.ler mit einer bestimmten Art von Positivismus die IT gar nicht für eine Wissenschaft halten, weil sie ja bekenntnisorientiert sei, wobei die Frage zu stellen ist, ob die IT sich selbst auch so borniert sieht 8.
(4) Dagegen gibt es allerdings auch (pragmatistische) Wissenschaftstheorien, die dem positivistischen Objektivitäts-Ideal das Intersubjektivitäts-Modell am Beispiel der „kommunikativen Vernunft“ im Sinne von Habermas entgegenhalten, womit die Subjektivität der Forschenden durch gegenseitige Korrektur mittels Diskurs begrenzt wird und nicht als Störfaktor von vornherein aus der wissenschaftlichen Diskussion herausgehalten werden muß.
(5) Auch lebensweltlich etablierte Geltungsansprüche für bestimmte wissenschaftliche Behauptungen bzw. (religiöse) Weltbilder sollen auf diese Weise gestützt bzw. auf neuem Niveau „gerechtfertigt“ werden können, falls sie aus irgendeinem Grund falsifiziert zu werden drohen. Daß man aufgetretene Schwachstellen vorhandener Gewißheiten im Sinne einer Flickwerk-Theorie solange „therapieren“ könne, bis diese wieder wie normal funktionieren, kann man allerdings nur solange hinnehmen, wie keine fundamentalen Brüche auftreten. Eine Dauerlösung ist die Flickwerk-Therapie nicht, aber sie kann dazu verführen, daß man sogar unbrauchbar gewordene theoretische Ansätze über ihr Verfallsdatum hinaus aufrechtzuerhalten versucht, indem man eine klare Falsifikation unmöglich macht oder soweit wie möglich hinauszögert. 9 Es ist kein Zufall, daß sich besonders röm.-kath. Theologen (Werbick) für solch ein Verfahren erwärmen, obwohl es gewiß nur in sehr engen Grenzen und nicht beliebig auf die Grundlagen der Theologie anwendbar ist. Die grundlegenden Dogmen (des christlichen Glaubens) aus den ersten fünf Jahrhunderten mit ihrer Bilderbuch-Christologie sind so von einer echten Kritik, wie sie von den wichtigsten protestantischen Dogmengeschichtlern des 19. und 20. Jhts. geübt wurde, von vornherein ausgenommen, denn wer an ihnen rüttelt, bringt ja das gesamte theologische System zum Einsturz. Deswegen dürfen sie lediglich neu oder anders „interpretiert“ werden, obwohl sie allesamt empirisch unhaltbar sind, weil die ihnen zugrunde liegende statische Metaphysik heute auch in der Theologie für überholt erklärt werden muß.
(6) So kann die Unterscheidung zwischen Teilnehmer- und Beobachterperspektive zwar nicht eliminiert, aber „unterlaufen“ werden (37). Ich brauche nur die Beobachterposition (wobei schon jeder Außenseiter in der eigenen Gruppe ihr einen ersten Spiegel vorhält) in meine Binnensicht zu integrieren oder umgekehrt meine eigenen Erkenntnissen als Mitglied der betroffenen Glaubens-Gemeinschaft mit den Beobachterresultaten der Außenstehenden zu konfrontieren und „passend“ abzuschleifen, um so ein (zutreffendes?) Gesamtbild zu erhalten, wie bei den beiden Seiten einer Medaille, wobei dieses Gesamtbild „natürlich“ immer aufs neue nach einer gewissen Zeit und bei sich verändernden Situationen auf den Prüfstand gestellt werden muß.
(7) Entscheidend für eine erfolgreiche Verbindung dieser beiden „Perspektiven“, einer vormodernen und einer modernen, ist sicher nicht ihre äußere Angleichung 10, sondern das Aufzeigen, was die ontologischen Voraussetzungen des Wirklichkeitsverständnisses einer Epoche sind und was die Ursachen sind, es (oft erst nach langen Kämpfen, wie Thomas S. Kuhn mit seiner Paradigmen-Theorie zeigt) aufzugeben. Noch wichtiger ist, ob und wenn ja wie der Übergang zwischen zwei gegensätzlichen Wirklichkeitsvorstellungen bewerkstelligt werden kann. Das schließt die Transformation zwischen verschiedenen Metaphysiken ein. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, daß eine anscheinend veraltete Denkweise durch eine neue nicht adäquat ersetzt werden kann 11 und daß dabei wesentliche Elemente der früheren verloren gehen, die eigentlich unersetzbar sind. Zusätzlich zu dieser Problematik wäre zu prüfen, ob wir Menschen uns nicht gelegentlich in verschiedene Wirklichkeitsräume fallen lassen („switchen“) können, wie dies manche Traumerfahrungen anzudeuten scheinen, und ob es eine Gleichzeitigkeit verschiedener Wirklichkeiten geben kann oder ob und wie ein revolutionär neues Wirklichkeitsverständnis im gewohnten, normalen enthalten sein kann, das die bisherigen Gewißheiten trug. Kann die Geschichte den äußeren Rahmen für die Wandlungen des Wirklichkeitsverständnisses bilden; und was für eine Geschichte entsteht durch die Verbindung unterschiedlicher Wirklichkeitsverfassungen; und sind wir sicher, schon an ihrem Ende zu sein?
(8) Ein anderer Zugang zu dieser Problematik des Verhältnisses von Außen- und Innenperspektive liegt scheinbar dort vor, wo man es vorzieht, hier von „mentalen“ Räumen zu sprechen, diese auf die Ebene von Zeichen zu verlagern und deshalb von Diskursen zu sprechen (42f.). Aber damit ist das Problem gewiß nicht gelöst, es wird lediglich eine andere Terminologie benutzt und von der language that expresses religion (IT) bzw. der language about religion (Religionswissenschaft=RW) gesprochen. Damit kommt man aus dem eigentlichen Dilemma eben nicht heraus. Das Mentale war nie anders als durch Zeichen zugänglich: da gibt es keinen prinzipíellen Unterschied. Und die Benutzung verschiedener Zeichensysteme ändert nichts daran, daß es bei der Außen- und Innensicht in Weltanschauungsfragen um verschiedene Wirklichkeitsorientierungen geht. Eine Betrachtung von außen braucht die Glaubens-Voraussetzungen und damit das entsprechende Wirklichkeitsverständnis nicht zu teilen und muß die Texte daher auch nicht im Sinne der dazu notwendigen Interpretationen 12 aus der Mitte dieser Gemeinschaft verstehen, sondern unterstellt das eigene (moderne) Wirklichkeitsverständnis auch rückwirkend für diese Texte als gültig und betrachtet sie darum nur als Bestandteile einer gegenüber der eigenen mehr oder weniger toten Sprache. Was aber, wenn sie in Wirklichkeit immer noch lebt? Und wie sonst käme es durch sie zu lebendigem Glauben in der nachwachsenden Generation einer Religionsgemeinschaft und sogar zu Konversionen? Alles nur die Überspanntheit nach Halt suchender Menschen oder sogar bloße Einbildung? Jedenfalls braucht man sich (als RW.ler) um das „andere“, ursprüngliche Wirklichkeitsverständnis jener Texte offenbar nicht zu kümmern, insbesondere nicht, ob es nicht in wesentlichen Punkten für den modernen Menschen der Gegenwart weiterhin unentbehrlich ist. Daher kann diese „linguistische“ Beschäftigung mit fremden Kulturen sich nur unwesentlich über das Niveau von Sprachspielen erheben.
B. Hauptteil III: Wichtige Positionen zum Verhältnis von IW und IT
1. M. Schöller:
Die IW hat keine Deutungshoheit oder Absegnungskompetenz über die Belange einer Religionsgemeinschaft. (32) Die IW kann sogar von der Einrichtung der IT profitieren (33). Aber es bleibt ihr unbenommen, sich zu diesem Prozeß auch anders zu äußern…
2. J. Werbick:
Was ist Wissenschaft? Wissenschaft geht es um die rationale Validierung, Falsifizierung oder Modifikation von Behauptungen, damit es … hinreichend gerechtfertigt… erscheint, sie zu teilen, zu reformulieren oder zurückzuweisen. W.s Akzent liegt jedoch stärker auf modifizieren oder reformulieren. (36) Theologische Diskurse werden die Teilnehmerperspektive nicht verlassen und sich das Ideal der Unparteilichkeit oder Unvoreingenommenheit gegenüber den in ihnen diskursiv bearbeiteten Hypothesen aneignen müssen, wie das von anderen Wissenschaften … als elementare Bedingung von Wissenschaftlichkeit geltend gemacht wird. Theologie wird sich … auf andere Perspektivierungen hin öffnen und von ihnen zu diskursiver Prüfung der eigenen Überzeugungenn herausfordern lassen … und dabei häufig dem Sachverhalt begegnen, daß sich auch als unparteilich oder neutral ausgegebene Perspektivierungen als lebensweltlich verwurzelte Teilnehmerperspektiven herausstellen: nicht einfach nur als wissenschaftlich überlegene, neutrale Beobachterperspektive, sondern als Distanzierungsperspektive, die begründen soll, warum man an bestimmten Überzeugungssystemen nicht teilnehmen will. (38) Die Theologien räumen den Bekenntnisgemeinschaften bzw. den dazu legitimierten Instanzen in ihnen das Recht ein, die religiöse Bedeutung und Normativität der von der Theologie … diskursiv geltend gemachten … Behauptung zu identifizieren… (39) Verteidigungsstrategie steht im Vordergrund: Die Verteidiger-Haltung hat wissenschaftstheoretisch den Sinn, angegriffene Positionen nicht zu schnell zu räumen... (40). Es gibt eine sinnvolle und eine falsche, die das Wirken der Theologie wissenschaftlich eher desavouiert. W. meint die richtige zu haben und demonstrieren zu können. (siehe dagegen oben B II, 6. (7)) Jedenfalls wehrt er sich vehement dagegen, daß „die Deskriptionsperspektive allein eine adäquate wissenschaftliche Basis liefere“ (58). 13
3. Annette Wilke:
RW ist … ein situativer Dialog des Forschers mit dem untersuchten Gegenstand, in welchem Gegenstandskontext und Forscherkontext sich zur wechselseitigen Matrix werden, innerhalb welcher Verstehen und Erklären stattfindet. Die RW befaßt sich historisch und analytisch-systematisch mit Theologien, religiösen Alltagskulturen und widerstreitenden Ontologien, ohne sich eine bestimmte zu eigen zu machen. ... Diese Forschung ist nicht an bestimmte religiöse oder ideologische Perspektiven oder Intentionen gebunden und untersteht auch keiner Kirche. Positiv … die RW ist um eine Gleichbehandlung verschiedener religiöser Optionen und Weltansichten bemüht, ohne die eine zu bevorzugen oder eine andere abzulehnen. (43) Generell aber gilt: Religion ist nicht von ihrer kulturellen Matrix zu abstrahieren und folglich sind auch die kulturellen Konstruktions- und Rahmenbedingungen stets mit zu reflektieren. Das bedeutet zum einen: Kontextualisierung religiöser Aussagen und Handlungsformen, zum andern: RW hat religiöse Sätze zum Gegenstand, aber sie bildet keine religiöse Sätze (45). 14 Entscheidend sei, daß die persönliche Religiosität, wenn der Forscher eine bestimmte (religiöse) Prägung mitbringt, die wissenschaftliche Arbeit nicht beeinträchtigt (vgl. 54f.). 15
4. Patrick Franke:
Wenn es um den Unterschied zwichen den Fächern IW und IT geht sollte man mitbedenken: Der Unterschied läßt sich nicht allein auf die Gegenüberstellung von Außensicht oder Innensicht reduzieren, denn es könnte ja durchaus auch ein Muslim in der IW tätig werden und aus einer Innensicht sprechen oder die Religion aus einer Innensicht darstellen. (51) In diesem Zusammenhang wird auch gern auf die Beiräte verwiesen, die in die internen Universitätsabläufe die Ansprüche, Interessen und Glaubensstandards ihrer Gemeinschaften einbringen dürfen, bes. dort wo es um ihre Identitätswahrung geht, da ja die Universität den theologischen Nachwuchs dieser Einrichtungen ausbilden soll, – wenn sie denn einen gesellschaftlich anerkannten Status haben.
5. Reinhard Schulze:
Er bricht eine Lanze für die Theologie: Er kenne keinen theologischen Diskurs, der sich methodisch oder theoretisch von dem unterschiede, was in den Geistes- oder Sozialwissenschaften gemacht wird. 16 (55) Im Wissenschaftsverständnis besteht für ihn keine Differenz zwischen IW und IT (oder Islamische Studien), „auch nicht in Bezug auf Binnenperspektive oder Außenperspektive“ (55). Die Universitätstheologie ist keine Sache von Glaubensfanatikern, sondern eine Sache kühler Rationalität (was aber ein glühendes Herz für die Sache des Glaubens nicht ausschließen muß), jedenfalls sei sie einst so von v. Harnack und Troeltsch konzipiert worden. Deswegen kann es wegen der hierfür nötigen Distanz zu persönlichen Einstellungen natürlich auch zu Schwierigkeiten kommen, wenn einem bei der Arbeit das eigene (vielleicht gläubige) Selbstverständnis in die Quere kommt, wie das natürlich immer passieren wird, wenn die persönliche Wahrheit und die Wahrheit der Gesellschaft auseinander fallen. Kann es tatsächlich verschiedene Wahrheiten geben? Was aber heißt überhaupt „theologisch arbeiten“? (55f.) Handelt es sich um fremde Autoritäten (Lehramt/Beiräte u.ä.), die dem Forschenden sagen, wie er vorzugehen und zu denken hat? (56f.)
Seine 7 Thesen (183-190) wollen sagen, daß die Fächer, die sich an der Uni mit dem Islam befassen, zur Kenntnis zu nehmen haben, daß sie ihr Angebot und ihre Arbeitsmethoden an den Gesetzen, Richtlinien und Denkstrukturen der „säkularen“ Universität auszurichten haben. Das gelte auch für die Selbstauslegung des Islam etwa in der IT. Es gebe für sie dort keinen rechtsfreien, sozusagen unbeobachteten Raum. Universität spielt sich in aller Öffentlichkeit ab, und wer dort lehrt ist verpflichtet, darüber rational Rechenschaft abzulegen. Das gilt erst recht für das Wissen, das in ihren Disziplinen angesammelt ist und weitergegeben werden soll. Das beinhalte auch eine Trennung von Religion und Gesellschaft. Was allerdings schwierig sein dürfte, weil man ja den Wissenschaftler schlecht von ihm als Menschen trennen kann, der an den gesellschaftlichen und politischen Prozessen in der einen oder anderen Weise immer teilhat. Manche Äußerungen von Schulze klingen geradezu wie ein universitärer Maulkorberlaß, und darin drückt sich vermutlich die Sorge vor Überfremdung der Universität durch außeruniversitäre Interessen der Einflußnahme auf den zu behandelnden Stoff aus. Aber die Theologisierung des Themas Islam an der Universität durch die IT braucht niemanden zu schrecken, solange die vorgenannten Bedingungen eingehalten werden. Deshalb spricht er lieber von einer „Inwertsetzung eines Religion-Säkularitätsgefüges“ (187). Das bedeutet, daß an der Universität nicht die stärkeren Bataillone zählen, die hinter einem Professoren-Statement stehen, sondern das rationale Argument. Die Diskursfähigkeit zählt, nicht die rhetorische Durchschlagskraft. Allerdings sollte man bedenken, daß es schwierig sein dürfte, gegen die Erwartungshaltung von muttersprachlichen Studenten der IW anzukämpfen, wenn sie ein ganz anderes Islamverständnis als das von einem säkular eingestellten IW.ler vorgetragene mitbringen und für richtig halten.
6. M. Khorchide:
(vgl. hier das bereits in den Anm. 7, 8 und 10 Ausgeführte, womit Khorchides Positionen gemeint sind). Khorchide spreche als Islamischer Theologe. (22ff., 78ff.) und als solcher benötige er das korrigierende und belehrende Gespräch mit der IW. Er sei auf die iw.lichen Zugänge zum Islam sogar als Grundlage für seine eigene theologische Reflexion „angewiesen“ (85). Wie genau ihm die iw.liche Aufklärung hilft, z. B. die „Prädestination“ besser zu verstehen, wird jedoch nicht deutlich. Mit einer bestimmten Terminologie, schlagwortartig, spricht er davon, man müsse zuerst „dekonstruieren“ und dann „rekonstruieren“, ohne genau zu sagen, was er damit meint. Vermutlich glaubt er, die IW könne ihm die Genese der Prädestinationstheologie durch Dekonstruktion erklären, so daß die IT sie danach gebrauchsfertig zu rekonstruieren vermag, und deshalb brauche er für diese Frage „beide Zugänge gleichzeitig“ (86). Dennoch dürfen beide Disziplinen nicht miteinander „verschmelzen“. Wichtig ist Khorchide, daß es nicht zu einer Verabsolutierung einer einzigen Lesart der Theologie kommt, sondern daß die Offenheit, die Pluralität in Sachen Religion zurückgewonnen wird, die vor der Erstarrung der Theologie in den verschiedenen Denkschulen vorhanden war. So möchte er hier von der iw.lichen Arbeit profitieren und vielleicht so auch eine gegenseitige Befruchtung beider Disziplinen erreichen (87).
7. Gudrun Krämer:
Gibt es einen relevanten Unterschied zwischen der bekenntnisfreien und bekenntnisgebundenen Rede? (109) Entscheidend ist nicht die Teilnehmerperspektive, sondern die „wissensbasierte Autorität“ (110), die IW.ler auch als Nichtmuslime beanspruchen können. Eine absolute Trennung von Binnen- und Außenperspektive ist oft nicht möglich (110f). Was ist eine berechtigte und was eine “illegitime Grenzziehung“ (114) für Urteile in den Bereichen, für die die IW keine direkte Zuständigkeit besitzt? Ist es besser sich auf das Urteil anderer zu verlassen oder ein eigenes Urteil zu wagen? Und wie kann ich sicher sein, daß ich auch mir selbst gegenüber kritisch gegenüberstehe? (113)
C. Zusammenfassende Schlußüberlegungen
(1) Abgrenzungen von IW und IT:
Beide befassen sich je nach Arbeits- bzw. Institutsauftrag in der Universität mit bestimmten Aspekten des Islam, aber auf je verschiedene Weise 17. IW blickt auf den Islam (in der Sicht der IT) von außen, als Objekt. Mit Distanz zum Islam als Glaubenssystem überhaupt, nicht nur zu bestimmten Extremerscheinungen des Islam… Die IT ist dagegen überzeugt, allein den Islam in Deutschland zu repräsentieren. Die Standpunkte des jeweiligen Gegenübers werden auf beiden Seiten hinterfragt (23), auch wenn man sich moderat ausdrückt. Dabei geht es auch um universitäre Macht. Ist die IT universitätswürdig? (In Kairo und anderswo dürfte es umgekehrt sein. Man versteht dort nicht, wozu man eine IW brauche.)
Gefahr der Schablonenbildung: Da ist zunächst einmal die Außenperspektive des RW.lers: kühl, neutral, objektiv. Andererseits die des Theologen: emphatisch, apologetisch, dogmatisch, obwohl die Wirklichkeit zugegebenermaßen sehr viel komplizierter ist (16).
Selbst da wo von einem Dualismus zwischen beiden Fächern die Rede ist, soll doch das Verbindende (70) zwischen ihnen gesucht werden (P. Franke). Abgesehen davon müsse man doch zugeben, daß die meisten RW.ler und Theologen (gilt das auch schon für alle IT.logen?) hierzulande sozialisiert worden sind. 18
Die Tendenz zur Einhegung und Bevormundung der IT durch die IW, die ihren Monopolanspruch im Westen nur ungern mit IT teilt, ist jedoch weit verbreitet; nur gezwungenermaßen (durch die von der Wissenschaftspolitik vorbereitete Einführung der IT an der Universität) … beginnt man sich allmählich mit ihr auseinanderzusetzen und mit ihrer Gegenwart zu arrangieren … Aber eigentlich haben ja beide Disziplinen nichts miteinander zu tun… So definiert sich die IW nicht so sehr über den Islam als Religion, sondern über den Islam als „Welt“ (74), Kultur oder Zivilisation (75) (so übrigens schon Becker) mit einer Unterstellmöglichkeit auch für die Theologie oder das islamische Recht (66) ... Wenn die IT nach einem geeigneten Platz sucht, dann ist sie (nach Meinung von IW.lern) wohl am besten bei den Religionspädagogen (74) aufgehoben oder „zwischen“ theologischen und kulturwissenschaftlichen Fakultäten (68).
Ursprünglich bildeten die Orientwissenschaften eine Ergänzung zur alttestamentlichen (Delitzsch, Wellhausen), teilweise auch neutestamentlichen (christlichen) Theologie. Das war sicher nicht als Gefangenschaft gemeint, aus der sich die Islamwissenschaft nach und nach „emanzipieren“ mußte (18), aber es gehört zur Wahrheit der Entstehungsgeschichte der späteren, daraus hervorgegangenen Islamwissenschaft dazu. Daraus auf die Notwendigkeit der Konfessionslosigkeit zu schließen, um einer erneuten Vereinnahmung zu entgehen, ist eine Begründung, die zumindest zeigt, wie sich IW heute in großen Teilen selbst versteht, zeigt aber auch, daß die IW glaubt, am Projekt der Moderne nur teilhaben zu können um den Preis ihrer Konfessionslosigkeit.
Vielleicht sollte sie sich ihrerseits von dieser ihrer polemischen Vergangenheit verabschieden, zumal sie durchaus eines Tages als Bestandteil der IT einen neuen, vielleicht sogar besseren Ort an der Universität als den jetzigen Ort eines Orchideenfachs finden könnte, besonders wenn man an einen europäischen Islam denkt 19. Denn die IT dürfte nicht durch Kritik von außen, sondern nur durch Kritik von innen reformierbar sein, wenn die IT überhaupt aus ihrer Sicht einer Reform bedürftig sein sollte... Das Abgreifen von iw.lichen Informationen seitens der IT (89) dürfte dazu nicht reichen, um einen weniger autoritären, einen Europa zumutbaren Islam zu produzieren, im Unterschied zu dem, der in den Heimatländern existiert.
IT blickt auf den Islam als etwas, das Subjekt ist und sein soll (Allah), nicht als bloßes Objekt (wie der rw.liche Blick von außen)
Die IT-Treibenden fühlen sich als Exponenten des Islam; sie leben in einer bestimmten Tradition des Islam. Das macht in der Tat die eigentliche Würde der IT aus. Doch wie geht sie mit den Fundamentalismen innerhalb des Islam um? Deckt sie deren Export nach Europa? Ist er für sie dasselbe wie christlicher Fundamentalismus? Welches Bild des Islam verbreiten die Vertreter der IT? 20
Was ist gewonnen, wenn man diese Auseinandersetzung um das richtige Verständnis des Islam mit dem gegenüberstellenden Begriffspaar „Innen- und Außenperspektive“ anzugehen versucht? Stellt das nicht von vornherein eine Verkürzung der Problematik des Islam (insbesondere gegenüber der Wirklichkeitsthematik, wie oben erläutert, B. II (7)) dar?
(2) Gespräch beider Disziplinen:
Wie kann ein methodisch kontrolliertes Gespräch zwischen beiden Seiten organisiert werden? Was ist die gegenseitige Erwartungshaltung? Wie läßt sich das Mißtrauen überwinden? Können die Thesen, die in diesem Buch dargestellt und diskutiert sind, als Anweisung für eine sinnvolle Partnerschaft beider Disziplinen an der Universität verstanden werden?
Gegenseitige Anerkennung ist vorerst schwierig; unterschiedliche Ansätze bleiben; wenn außeruniversitäre Gemeinschaften in den Streit der Disziplinen eingreifen, kann der Streit eskalieren und politische Folgen bekommen; das hängt von den Bekenntnisbindungen ab: Auch wo man sich keinem Bekenntnis zuordnet (sei es christlich, islamisch oder jüdisch, und auch da gibt es ja verschiedene Strömungen), kann es alles mögliche an sonstigen Bindungen geben, über die niemand Rechenschaft abzulegen braucht: Agnostizismus, Säkularismus,„Wertfreiheit“ 21 (44), Multikulturalismus, Faszination (Bewunderung für die fremde Welt der orientalischen Kulturen und Religionen). Ohne irgendeine innere Einstellung (Interesse) zum Thema Religion wird wohl niemand RW oder IW studieren und lehren können, auch wenn sich diese Einstellung mit der Zeit wandeln kann (wie auch die wissenschaftlichen Moden). Eine wesentlich andere Ausrichtung bekommt die IW allerdings, wenn an ihrer philologischen Ausrichtung festgehalten wird (T. Nagel) und damit an der Kultur des Orients im geistesgeschichtlichen Sinn.
(3) Ergebnis
In den damaligen universitären Gesprächen (wie sie in dieser Materialsammlung vereinigt sind) waren noch keine klaren Linien erkennbar gewesen. Es gab kein abschließendes Urteil. Man wollte „ergebnisoffen“ die weitere Entwicklung abwarten. Aber eben durch die einzelnen Beiträge den Prozeß der universitären Etablierung der IT ein Stück weit begleiten und vielleicht entkrampfen. Die prinzipiell unterschiedlichen Haltungen lassen sich an vielen Stellen erkennen. Vor allem daran, wie sie ihr eigenes Fach und den eigenen Ansatz beschreiben und wo auf dieser Skala der verschiedenen Positionen sich die einzelnen Diskutanten selber einordnen (siehe oben B. III).
Die weitere Perspektive:
Der politische Rahmen ist zu beachten, der Schwund der Mitgliederschaft der christlichen Kirchen und die Zuwächse anderer mitgliederstarken Konfessionen und Religionen in einem sich vorgeblich religionsneutral gebenden Land.
Ist die RW die „Theologie“ der Zukunft in einer multikulturellen Gesellschaft 22, in der keine einzelne Religionsgemeinschaft mehr die Kultur im ganzen prägt?
Heute ist sie das natürlich nicht, und sie weist das als mögliche Rolle weit von sich, da zwischen beiden, Theologie und Religionswissenschaft, ein „asymmetrisches“ Verhältnis bestehe. Andererseits sieht sie es durchaus als ihre Aufgabe an, sich mit den Theologien der Religionen auseinanderzusetzen und sie auf ihre Werthaltigkeit hin zu prüfen (46). Sie sieht übrigens auch den Religionsunterricht auf diesem Weg unterwegs; Ziel: Pluralitätsoffenheit, interreligiöses Lernen und Förderung individueller Urteilsfähigkeit in religiösen Angelegenheiten (49).
Umgekehrt ist es so, daß die christliche (evang.) Theologie, wenn sie nicht bloß „positive“ Glaubenswissenschaft sein will, sich durchaus bewußt sein muß, daß sie sich zusätzlich zu ihren eigenen Arbeitsmethoden auch die Kern-Kompetenzen der Philosophie, der Religions- und Sozialwissenschaft sowie der Naturwissenschaft aneignen müsse, um auch auf diesen Feldern die Gottesfrage (Gott als „Hypothese“) neu zur Diskussion stellen zu können. So erstmalig in großer Weite bei W. Pannenberg, Wissenschaftstheorie und Theologie, 1973, geschehen. Das setzt freilich eine Neuorganisation der Theologie als universitäres Fach voraus, die vermutlich nur als Gemeinschaftsleistung aller theologischen Disziplinen geleistet werden kann und zwar konfessionsübergreifend. Möglicherweise aber kommt es dazu nicht mehr, weil die Theologie (wie auch die Kirche) gesamtgesellschaftlich immer mehr an Relevanz zu verlieren beginnt.
Wolfgang Massalsky, Pfarrer i. R. 30. 5. 22
eingestellt am 31.12.22
Benutzte Literatur:
M. Khorchide/M. Schöller (Hg.), Das Verhältnis zwischen Islamwissenschaft (= IW) und Islamischer Theologie (= IT). 2012. (Die in Klammer gesetzten Zahlen beziehen sich auf dieses Werk.)
J. Werbick, (= W.), Einführung in die theologische Wissenschaftslehre, 2010 (= TWL)
J. Habermas (=Hb), Wahrheit und Rechtfertigung, (daraus entnommene Zitate oder Hinweise durch Kürzel „Hb“ mit Seitenzahl angegeben)
Cl. Geertz, Religiöse Entwicklungen im Islam. Beobachtet in Marokko und Indonesien, 1988 = (engl. 1968) (= REI)
Drs., Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, 1994, (1. Aufl. 1983) (= DB)
H. G. Kippenberg, Die vorderasiatischen Erlösungsreligionen. In ihrem Zusammenhang mit der antiken Stadtherrschaft. Heidelberger Max-Weber-Vorlesungen 1988, 1991 (= K)
M. Weber, Der Sinn der „Wertfreiheit“ der Sozialwissenschaften, in: drs., Soziologie, Sozialgeschichtliche Analysen, Politik, 1973, 263-310. (= WF.)
darin: Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, 97- 150 (= VS)
1 Wobei mir 4-Augen-Gespräche mit im Iran lebenden Frauen allerdings nicht möglich waren. Aber Studienkollegen und Lehrpersonal sowie Menschen auf Straßen, bei Festen, an Grabmälern, Einheimische, die man beim Einkauf kennenlernt, auf Märkten, in Gaststätten; Touristen in beliebten Ausflugszielen, aber auch bei Besuchen von Angehörigen von Kriegstoten, in Museen und in Buchläden; gewiß oft flüchtige Bekanntschaften, Stimmungsbilder; vieles ist zufällig, aber auch da erfährt man einiges über den Islam und die Art und Weise, wie man zu ihm steht, auch wenn man solche beiläufigen Äußerungen nicht überbewerten darf.
2 Bezieht sich auf Einleitung Nr. 1
3 Cl. Geertz behauptet, zu Unrecht wie ich finde, daß es „unmöglich“ sei, „die religiöse Handlung und die Analyse miteinander zu verbinden, da das eine ein vollständiges Beteiligtsein, Eintauchen und Aufgehen in der eigenen Erfahrung verlangt, in dem, was man durchlebt, während das andere Zurücktreten und ein gewisses Maß objektiver Beobachtung verlangt“. (REI 156) Für völlig ausgeschlossen hält auch M. Karimi diesen Spagat von aktivem Glauben als Selbsthingabe (in der Liebe) und gleichzeitiger Selbstdistanzierung und Rückkehr zu sich selbst durch Reflexion (160, 147). Es gibt nur das eine oder das andere! Das halte ich für falsch. Niemand läßt sich auf die Liebe ein, ohne über sich selbst und den anderen nachzudenken und zu prüfen, ob er oder sie das damit verbundene Risiko der Selbstverwandlung oder des ekstatischen Selbstverlustes in der Erfahrung des Anderen eingehen kann. Liebe ist ja etwas anderes als sexueller Rausch; nicht nur ein Moment, sondern ein Prozeß; ein Prozeß gegenseitiger Zuwendung und der Übernahme von Verantwortung füreinander und für Dritte, z. B. für gemeinsame Kinder. (So hat schon der junge Hegel Dialektik expliziert.) Und das hier über die Liebe Gesagte gilt erst recht für den Glauben, den niemand wie ein blind Liebender annehmen sollte. Auch wenn Gott selbst uns vor sein Angesicht stellt, ist das nicht der Fall, selbst wenn wir durch sein Licht erblinden sollten. Glaube ist nicht pure Gottesbegegnung, sondern immer auch Reflexion.
4 G. Krämer bezeichnet dagegen den Vorwurf, daß die IW.ler den „Islam verfälschen“ als Vorurteil. (132)
5 In dieser Kalkulation besteht wohl auch das Recht der IW, von vornherein auf den Glaubensstandpunkt zu verzichten und sich mit der reinen Außenseite des Islams als Zivilisation zu begnügen. Ähnlich Kippenberg: „Der Religionswissenschaftler soll und kann sich auf die Frage, ob Glaubensbekenntnisse wahr sind oder nicht, nicht einlassen.“ Für ihn stehe nicht der „propositionale Gehalt“, sondern die „kommunikative Kompetenz“ der Religion „im Zentrum“. (K 49)
6 Siehe den persönlichen Einschub nach A. Nr. 1.
7 Es gibt auch die Unterscheidung von Aussagen „vom“ wirklichen Islam (aus seinem Inneren sozusagen) und solche von außen, also rein deskriptive (83). Aber natürlich gibt es auch Versuche, beide Perspektiven zu vermitteln (Werbick), zumindest im Sinne des „Durchlässigwerden“ der Teilnehmerperspektive für „andere Perspektiven“ (37f ).
8 Khorchide jedenfalls läßt diese einseitige Sicht nicht gelten. Denn die IT habe keine Berührungsängste gegenüber kritischen iw.lichen Positionen.
9 Allerdings hat Habermas dem mit einigen Sätzen seiner wissenschaftstheoretischen Überlegungen selber Vorschub geleistet, wenn er von der „Entstörung von problematisch gewordenen Handlungsgewißheiten durch das Geltendmachen guter Gründe für die Beibehaltung, die Modifizierung oder die Ersetzung der problematisierten lebensweltlichen Selbstverständlichkeiten“ spricht, denn auch dem kath. Theologen ist in dieser Situation an einem „rationalere(n) Verhalten in den problematisierten Geltungsbereichen aufgrund besserer Einsicht“ gelegen. So kann auch eine „bezweifelte Überzeugung“ (Glaubenswahrheit) den Status vorläufig „gerechtfertigter Behauptbarkeit“ erlangen (Hb 255).
10 Eine äußere Angleichung liegt auch dort vor, wo man glaubt, das im eigenen Herkunftsland Versäumte oder Unterdrückte in der Fremde (z. B. als wohlbestallter Professor in Deutschland), wo ein etwas freieres Denken und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte nicht nur möglich, sondern sogar erwünscht sind, so einfach nachholen und der eigenen Religion, in der diese Form der (historisch-kritischen) Auseinandersetzung nicht gewachsen ist, überstülpen zu können (88f.).
11 Deswegen werden da und dort Versuche unternommen, die säkularen Lebenshaltungen mit religiösen Elementen zu unterfüttern, um insbesondere in Grenzsituationen geeignete „regressive“ Rückzugsräume (in die Geborgenheit eines in solchen Fällen noch abrufbaren Restglaubens) zu konservieren (vgl. A. de Botton, Religion für Atheisten. Vom Nutzen der Religion für das Leben, 2013).
12 Zumal wenn man vom Standpunkt des Religionswissenschaftlers ausgehend der Meinung ist, daß es darauf gar nicht ankommt (45), ja daß man Religion auch entgegen ihrer eigenen Aussagerichtung verstehen könne, also als Vorlage für ein anthropologisches (genauer: anthropozentrisches) Modell des Selbstverständnisses, was übrigens gar nicht ganz falsch ist. Aber ist es nicht ein großer Unterschied, ob ich ein Selbstverständnis mit und durch Gott voraussetzen muß oder eines ohne Gott? Freilich, was meine ich, wenn ich von Gott spreche, und was meint ein anderer, wenn er dasselbe tut? Ist es wirklich dasselbe? Wobei die Einengung des Redens von Gott durch die modernen Naturwissenschaften, insbesondere die Kosmologie, allerdings ein erhebliches handicap darstellt. Darum sucht ja die Theologie in der säkularen, genauer säkularistisch-gott-losen Welt nicht nur nach einem Lückenbüßer-Gott, sondern nach einem Gott, der die alte und die moderne Welt, Außen- und Innenperspektive zu einer Einheit verbindet. (Interessant, daß die Frage nach Gott im Materialband explizit nur am Rande und nur aus dem Publikum heraus gestellt wird. (60))
13 Werbick kann in TWL 31f. auch davon sprechen, daß die „Liebe … ein Wirklichkeitszugang zur Innenwelt des Anderen (ist), der nicht zu ersetzen ist“. In der Liebe durchdringen sich die Perspektiven der 1. und 2. Person, sie bleiben aber auch in dieser Beziehung der „Perspektive der 3. Person .. der des … interesselosen...“ (?) „Beobachter(s) von außen ... ausgesetzt“, wenn nicht auch dessen Person von der Perspektive der göttlichen Macht „umfangen und relativiert“ würde, die „die Vielen nicht nur von außen wahrnimmt..., sondern als die je Einzelnen in Liebe würdigt“. Das sei die Aufgabe der Theologie in der Sicht Werbicks, „diesen Perspektivenzusammenhang umfassend (zu) thematisieren“. Statt der Haltung des unbeteiligten Zuschauers kommt es ihm auf das innere „Lebensverhältnis zu der Sache“ an, um die es geht, wie das schon R. Bultmann als die notwendige Voraussetzung des hermeneutischen Verstehens beurteilt habe (TWL 284f).
14 Im strengen Sinne ist das auch in der christlichen Theologie nicht der Fall! Sie geht aber von vorhandenem Glauben aus und bildet ihn zu einem gesamtgesellschaftlich und kulturell verantwortbaren Glauben weiter. Wieviel dabei vom eigenen persönlichen Glauben des Forschenden darin einfließt, ist einerseits sekundär, andererseits unvermeidlich und bis zu einem gewissen Grad tolerabel, wenn er seine Sichtweise nicht mit der aller übrigen Gläubigen für identisch hält.
15 Aber das ist leicht gesagt und gefordert, weil das jeder von sich behaupten kann, der an der Universität lehrt...
16 Eine Sichtweise, die an späterer Stelle von A. Wilke bestritten wird (59): „es (gibt) ein unterschiedliches Reden über Religion und unterschiedliche Diskurse“, z.B. zwischen Theologen und RW.lern. Und das hat eben auch mit der im MA beginnenden Auseinanderdividierung zwischen den Zuständigkeitsbereichen von Theologie und Philosophie zu tun. Dagegen wird von anderer Seite noch einmal bekräftigt, daß die beiden Perspektiven (innen und außen) in beiden Disziplinen IW und IT vorkommen.
17 Die Ausdrücke „Dualismus“, „dual“, „ausgewogener Dualismus“, die da und dort benutzt werden, um das Verhältnis der Theologien zu Sozial- und Geisteswissenschaften und von daher das Verhältnis der Disziplinen IW und IT zueinander zu charakterisieren (62, 65, 69), scheinen mir den Sachverhalt zu verzeichnen. Eher könnte man sagen, daß viele Spezialdisziplinen sich nach und nach aus ihrer Bindung an die Theologie abgenabelt und als Teile der Geisteswissenschaften verselbständigt haben. Und die Stärke der Sozialwissenschaften hängt jedenfalls unter anderem auch mit den Krisen der industriellen Gesellschaften des 19. Jhts. zusammen. Innerhalb des theologischen Fächerverbunds haben diese Fächer nach wie vor ihre Anwälte, sei es in der Praktischen Theologie, sei in den exegetischen Fächern, sei es in Kirchengeschichte usw. Von einem „Dualismus“ kann da gar keine Rede sein, worauf schon die Darstellung von R. Schulze hinweist, der hier keine methodischen Gegensätze sieht, obwohl er die eigentlich „theologische Arbeit“ nicht berücksichtigt, weil er gar nicht weiß, was das ist. Erst die Soziologisierung der Geisteswissenschaften hat zu dualistischen Tendenzen geführt, die übrigens auch innerhalb des jeweiligen Faches, wie bes. an der Geschichtswissenschaft zu sehen ist, zu Spaltungen geführt hat, auch in der Theologie, vor allem der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war diese Tendenz zu beobachten.
18 So R. Brunner. „Da haben nicht die einen die Außen-, die anderen die Innenperspektive.“ (128) Auch G. Krämer fordert hinsichtlich der Kontroversen um Binnen- und Außenperspektive eine differenzierte Betrachtungsweise (127), denn natürlich sind auch IW.ler von ihrem Glauben her „standortgebunden“.
19 Natürlich wäre es genauso gut denkbar, daß die IW die IT in ihren Fächerkanon als Themenschwerpunkt aufnimmt, und so ein alternatives Angebot einer IT bereitstellt. Denn die IT sollte an der Universität im Prinzip auch von Nichtmuslimen gelehrt werden können, auch wenn dies inzwischen anders geregelt wurde (Beiräte!). Nichtpraktizierende Muslime, jedenfalls Moschee-kritische Muslime gibt es nach eigenem Bekunden immerhin schon in diesem Fach.
20 Wenn religiöse Forscher aus Neutralitätsgründen dies nicht verurteilen (44), stehen sie m. E. mit einem Bein außerhalb der FDGO. Dafür Rechtfertigungen aus der „Sphäre des Sakralen“ vorzutragen, zeigt ein hohes Maß an Wirklichkeitsfremdheit, obwohl genau das die Aufgabe wäre, zu zeigen, ob man sich dort mit Recht auf sakrales Gewaltrecht berufen könne.
21 Ob hier M. Weber nicht mißverstanden wurde? Denn er hält Werturteile für grundlegend für das soziale Leben, das ohne primär (in früheren Zeiten sogar ausschließlich) religiös verwurzelte Wertannahmen gar nicht funktioniert hätte, weil Handeln davon in der einen oder anderen Weise immer bestimmt wurde. Nicht einmal Liebe „funktionierte“ ohne sie. Allerdings fehlt bei Weber die Unterscheidung zwischen Wertannahmen und Sinnverstehen. Denn Wertannahmen sind immer auf konkrete Sinnantizipationen begründet (WF 273), die er dann aber doch wieder als „letzte Werte“ bezeichnet (ähnlich VS 102: „sinnhaft strukturiertes Handeln“ ist ein „streng rational orientiertes Handeln nach Zwecken“). Sinnantizipationen greifen anders als Wertannahmen auf das Lebensganze vor (so schon Dilthey), ja sie gehen sogar noch darüber hinaus, weil auch die Erwartung des persönlichen Todes dem Fragen nach einer lebenswerten Zukunft in dieser Welt kein Ende setzt.
22 Ich denke bes. an den Satz von A. Wilke: „Es geht … darum, die Wert- und Handlungsrationalität und die Vielfalt möglicher Weltbilder und Sinnoptionen sowie die Gleichzeitigkeit vieler Normativitäten zu erfassen, vor allem auch die untersuchten Religionskulturen in ihrem eigenen Kontext darzustellen und zu analysieren. Anstatt Normen zu setzen, widmet sich die RW der Frage, wie und warum in unterschiedlichen religiösen Symbolsystemen, religiösen Feldern und Milieus, welche Normen gesetzt und akzentuiert werden, wie sie das Gemeinschaftsleben und das individuelle Leben kanalisieren und wie sie sich im Lauf der Geschichte verändern.“ (44)